Gemeinsame Einkehrtage im Stift St. Florian
Auch wer das Augustiner Chorherrenstift St. Florian schon kennt, ist immer wieder beeindruckt von dem gewaltigen barocken Bauwerk. Die Einkehrtage organisierten die beiden Komture Thomas Schwierz und Alexander Singer. Sie konnten sich über insgesamt 27 Teilnehmer und Teilnehmerinnen freuen.
Die spirituelle Begleitung übernahm der Geistliche Assistent der Komturei „An Mur und Mürz“, Confrater Alois Kölbl. Als Thema seiner Impulse wählte er das Leitwort des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres: Pilger der Hoffnung. Confrater Kölbl, der auch Kunstgeschichte studiert hatte, unterlegte seinen Gedanken Fotos von Werken alter Meister und zeitgenössischer Künstler: auf Vergebung hoffen – wir sind nicht für das Nichts bestimmt, sondern für eine Zukunft der Hoffnung. Berührt hat eine wahre Begebung aus dem Bürgerkrieg in Ruanda, wo ein Familienvater den befreundeten Nachbarn ermordet hatte und die Tochter des Toten nach dem Krieg dem Mörder vergeben konnte und sogar die Größe aufbrachte, die Patenschaft für dessen jüngstes Kind zu übernehmen.
Pater Ewald Volgger erklärte Bilder des 2024 verstorbenen zeitgenössischen Künstlers Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Reisinger CanReg, der als Chorherr dem Stift angehört hatte. Die Bilder, die an der Wand des Seminarraumes hingen, waren mit Wein und verblasenen oder zerronnenen Farben komponiert und symbolisieren die Adern des Lebens, durch die wir Gott strömen lassen sollen. „Wie pulsiert Christus in unseren Adern?“
Zur täglichen Laudes und Vesper versammelten wir uns in der Gästehauskapelle.
Am zweiten Tag empfing und begrüßte uns Stiftspfarrer und Stiftsdechant Werner Grad CanReg. Da gerade einige türkische Hochzeitspaare im Stiegenhaus Fotos aufnahmen, ging Dechant Grad in sehr launiger Art auf das einen Türken darstellende Deckenfresko im Marmorsaal ein, das uns bei der anschließenden Stiftführung gezeigt und erklärt wurde.
Die Führung durch das Stift mit Bibliothek, Marmorsaal, Kirche und Krypta, wo Anton Bruckner unter der berühmten Orgel seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, war äußerst interessant und vermittelte lediglich einen Eindruck von der gewaltigen Größe und barocken Pracht von St. Florian.
Wir wurden im Stift gastlich versorgt, nächtigten im Gästehaus und aßen im Stiftskeller. Das äußerst freundliche und entgegenkommende Servicepersonal verdient eigens lobend erwähnt zu werden. Die lauen Abende klangen im Stiftshof bei einem Gläschen und guten Gesprächen aus. Die Familiaren beider Komtureien und die mitgereisten Gattinnen und Gäste waren zu einer großen Familie zusammengewachsen.
Den krönenden Abschluss der Einkehrtage bildete die Feier des Diamantenen Priesterjubiläums von Confrater Roland Bachleitner in Losenstein. Nach der Laudes und dem Frühstück brachen wir in das eine Autostunde südlich von St. Florian gelegene Losenstein auf. Die Familiaren zogen feierlich im kleinen Ornat mit der Geistlichkeit in die Kirche ein und nahmen hinter der Sedes in einem Halbrund im Presbyterium Platz. Confrater Alois Kölbl konzelebrierte. Der Jubilar berichtete in der Predigt aus seinem Leben als Priester. Zwei Jahre hatte er als junger Pfarrer in Losenstein gewirkt. Nach dem Segen stimmten wir das Ultima an. Der feierliche Auszug mit Spalier leitete zur Agape auf dem Kirchenplatz über. Das Mittagessen nahmen wir mit weiteren geladenen Gästen auf Einladung von Confrater Bachleitner im Gasthaus Eisentor ein. Die gesamte Feier prägte eine ganz besondere Herzlichkeit.
Dr. Thomas Schwierz FamOT
Komtur